Diskussion um Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK)

Die Veröffentlichung einer Stellungnahme der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) hat zuletzt für Diskussionen insbesondere bei Gewerkschaften und Lehrerverbänden gesorgt. Die Autoren der Stellungnahme schlagen darin Maßnahmen zum Umgang mit dem aktuell hohen Lehrkräftebedarf vor – darunter die Aufstockung bei Teilzeit. Die Vorschläge zielen darauf ab, die Versorgung der Schulen mit qualifizierten Lehrkräften zu verbessern.

Vom Dienstherrn vorgeschriebene Aufstockungen bei Teilzeit, eine Erhöhung des Klassenteilers oder eine Erhöhung der Pflichtstundenzahl sind in Hessen unter dieser Landesregierung keine Option. Denn klar ist: Die Vorschläge der SWK müssen nicht 1:1 umgesetzt werden. Es handelt sich um Empfehlungen, deren Umsetzung erstens von der jeweiligen Situation in den Ländern abhängig ist und zweitens stets eine politische Entscheidung im Land voraussetzt.

Was ist die SWK?

Die SWK ist ein unabhängiges wissenschaftliches Beratungsgremium der KMK, des Zusammenschlusses der insbesondere für Bildung zuständigen Ministerinnen und Minister sowie Senatorinnen und Senatoren der Länder. Der SWK gehören 16 Bildungswissen­schaftlerinnen und Bildungswissenschaftler aus unterschied­lichen Disziplinen an. Sie berät die Länder in der Weiter­entwicklung des Bildungswesens. Im vergangenen Jahr hat die SWK neben kurzen Stellungnahmen und Impulspapieren zwei große Gutachten vorgelegt:

  1. Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule
  2. Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule

Jüngste Veröffentlichung war Ende Januar die Stellungnahme mit Empfehlungen zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel.

Hier finden Sie die aktuelle Empfehlungen der SWK und was Hessen dafür schon in den vergangenen Jahren getan hat.

Regelmäßig ruft das Kultusministerium auch über die Schulleitungen zur freiwilligen Mithilfe auf, damit Lehrkräfte gewonnen werden. Mit Erfolg: Nach dem Aufruf im vergangenen Jahr an Teilzeitkräfte, Pensionärinnen und Pensionäre, Lehrkräfte in Elternzeit und Lehrkräfte kurz vor dem Ruhestand konnten auch im Rahmen der Beschulung von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen fast 750 weitere Vollzeitstellen geschaffen und besetzt werden – mit Lehrkräften, die den Schulen mit all ihrer Erfahrung guttun. Wir sind allen Beteiligten für diesen Einsatz dankbar.

Hessen bietet schon vielfältige Möglichkeiten für einen Quereinstieg in den Schuldienst und baut diese weiter aus. In Bereichen mit höherem Bedarf an Lehrkräften kommen Personen in Frage, die über einen Hochschulabschluss verfügen, aus dem mindestens ein Fach oder eine Fachrichtung ableitbar ist. Möglich ist auch der Einstieg in den pädagogischen Vorbereitungsdienst. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, werden die geeigneten Personen im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme zu vollwertigen Lehrkräften ausgebildet. Seit dem Jahr 2021 können Studierende in den Fachrichtungen Metalltechnik, Elektrotechnik, Chemietechnik, Informatik und Gesundheit ein Masterstudium und eine Lehrkräfteausbildung in einem absolvieren – eine bundesweit einzigartige Masterförderung.

Wir haben Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen, um Lehrkräfte aus Haupt- und Realschulen sowie aus Gymnasien zu Grund- oder Förderschullehrkräften weiterzubilden. Lehrkräfte aus Förderschulen werden in anderen Fachrichtungen weitergebildet, um die Lehrbefähigung für weitere Förderschwerpunkte zu erwerben. Für die beruflichen Schulen unterstützen wir die Lehrkräftegewinnung außerdem durch berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen.

Pädagogische Verantwortung wird in hessischen Schulen auf mehrere Schultern verteilt – Multiprofessionalität ist das Stichwort. 980 Stellen gibt es aktuell für sozialpädagogische Fachkräfte. Durch das Landesprogramm „Starke Heimat Hessen“ werden den Schulträgern bis nächstes Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung stehen, um rund 500 Verwaltungsstellen in den Schulsekretariaten neu zu schaffen. Über den Sozialindex erhalten Schulen mit besonderen sozialen Herausforderungen zusätzlich 650 Stellen zugewiesen.  

Hessen hat in den vergangenen Jahren konsequent Maßnahmen ergriffen, um den steigenden Lehrkräftebedarf zu decken. Dazu gehören auch mittel- und langfristig wirkende wie die erhebliche Ausweitung der Studienplatzkapazitäten. Allein für die Grundschulen haben wir die Zahl der Studienplätze um mehr als 50 Prozent gesteigert. Auch für Förderschulen wurde der Studienplatzausbau vorangetrieben, so ist an der Universität Kassel ein Studiengang Lehramt für Förderpädagogik eingeführt worden. Zum Wintersemester 2023/2024 können sich dort die ersten Studierenden einschreiben.

Aktuell läuft zudem eine breit angelegte landesweite Werbekampagne, um Schülerinnen und Schüler in den gymnasialen Oberstufen für den Beruf einer Lehrkraft zu begeistern.

Auf alle diese Maßnahmen wird Hessen in den kommenden Jahren weiter intensiv setzen – damit Qualität in der Schule und guter Unterricht gewährleistet sind.