Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Shoah ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Bildungswesens. Der mörderische Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 hat auf grausame Weise erneut gezeigt, wie notwendig es ist, Erinnerungskultur und das Bewusstsein für die Gefahren von Hass und Intoleranz zu stärken,“ sagte der Hessische Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, am Montag bei seinem Besuch der Winfriedschule in Fulda. Dort verschaffte er sich einen Eindruck davon, wie tiefgehend und einfühlsam sich die Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe „Jüdisches Leben in Fulda“ mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte auseinandergesetzt haben. „Es erfüllt mich mit Hoffnung zu sehen, wie sensibel und mit welchem Verständnis die Jugendlichen der Winfriedschule ihre Erlebnisse in ihren künstlerischen und literarischen Werken verarbeitet haben. Ihre Arbeit zeigt, wie Erinnerungskultur lebendig bleibt und Perspektiven für eine friedliche und menschliche Zukunft eröffnet,“ sagte Schwarz.
„Die Jugendlichen der Projektgruppe haben sich eindrücklich und gefühlvoll mit ihren Erlebnissen beim Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau auseinandergesetzt. Ihre künstlerischen und literarischen Werke beziehen sich dabei nicht nur auf die Vergangenheit, sondern geben darüber hinaus einen berührenden Ausblick auf die Zukunft. Mit diesem Engagement setzen sie ein starkes Zeichen dafür, wie Erinnerung auch junge Generationen aktiv in die Gestaltung einer menschenwürdigen und toleranten Gesellschaft einbeziehen kann,“ äußerte der Schulleiter der Winfriedschule, André Müller. Als zertifizierte Kulturschule des Landes Hessen verfolgt die Winfriedschule einen Bildungsansatz, der das kreative Potenzial der Schülerinnen und Schüler mit einer differenzierten Methodik und ästhetischen Aneignungsweisen fördert. In diesem Sinne verarbeiteten die Jugendlichen ihre Eindrücke in Zeichnungen, Bildern, Texten, Gedichten und Podcasts.
„Leider sehen wir in unserer Gesellschaft eine besorgniserregende Zunahme von Extremismus und antisemitischen Tendenzen. Im hessischen Bildungswesen setzen wir uns mit einer Vielzahl von Maßnahmen und Projekten dafür ein, dass unsere Schulen Orte der Toleranz, des Respekts und des gegenseitigen Verständnisses bleiben,“ erklärte Minister Schwarz abschließend.
Hintergrund: Antisemitismusprävention an hessischen Schulen
Nach dem Terrorangriff auf Israel hat das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen umfassende Maßnahmen ergriffen, um Schulen mit Informationen und Unterstützung zum Umgang mit Antisemitismus und dem Nahostkonflikt zu versorgen. Anlässlich des Jahrestags des Terrorangriffs der Hamas wurden Lehrkräfte mit Fortbildungen, Workshops für Schülerinnen und Schüler, spezifischen Unterrichtsmaterialien, Beratungsangeboten, rechtlichen Leitlinien und Adressen von Meldestellen unterstützt.
Zusätzlich wurde eine Beratungs-Hotline eingerichtet, an die sich Lehrkräfte wenden können, wenn sie von antisemitischen Vorfällen betroffen sind oder Fragen zum Umgang mit sensiblen Themen wie dem Nahostkonflikt haben. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Schulen ein sicheres Umfeld für alle bieten und eine klare Haltung gegen Antisemitismus und Intoleranz einnehmen.
Projekt „Antisemi-was?“
Zu den langjährig etablierten Projekten gehört „Antisemi-was?“, ein Kooperationsprojekt mit der Bildungsstätte Anne Frank, das gezielt Fortbildungen für Lehrkräfte, Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie individuelle Beratungsgespräche anbietet. Die Inhalte werden bedarfsorientiert gestaltet und an die spezifischen Herausforderungen der Schulen angepasst.
Ein weiteres zentrales Projekt ist „Netzwerk-Lotsen Antisemitismus-/Extremismusprävention“, eine Initiative des Kultusministeriums gemeinsam mit dem Hessischen Innenministerium. Hier werden Lehrkräfte, Schulleitungen, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Schulpsychologinnen und -psychologen geschult, um im Schulalltag gezielt auf extremistische oder antisemitische Konflikte reagieren zu können. Nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden kurzfristig Fortbildungen angeboten, die sich speziell mit den Auswirkungen dieses Ereignisses und dessen Bewältigung im Schulkontext befassten
Darüber hinaus organisiert das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel jährliche Fortbildungsreisen für hessische Lehrkräfte nach Jerusalem. In der Internationalen Schule von Yad Vashem erhalten die Teilnehmenden Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Erinnerungspädagogik, lernen innovative didaktische Ansätze kennen und bereiten sich methodisch auf die Vermittlung des jüdischen Lebens in Europa sowie auf Besuche von NS-Gedenkstätten vor.