Mehrere Schülerinnen und Schüler stehen zusammen und lachen in Kamera.

Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen

Bildungsminister Schwarz würdigt das Projekt der Frankfurter Max-Beckmann-Schule

Bildungsminister Schwarz: „Die gelebte Erinnerungskultur ist von unschätzbarem Wert und ein wichtiger Beitrag gegen Antisemitismus.“

Als Schirmherr hat Bildungsminister Armin Schwarz am heutigen Montag das Forschungsprojekt von 30 Schülerinnen und Schülern des Max-Beckmann-Oberstufengymnasiums in Frankfurt zum jüdischen Leben im Stadtteil Bockenheim gewürdigt. „Sie haben Biografien verstorbener jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger erforscht, das Zusammenleben von jüdischen und nichtjüdischen Menschen in Bockenheim über die Jahrhunderte beleuchtet. Was Sie hier leisten, ist als gelebte Erinnerungskultur von unschätzbarem Wert und ein wichtiger Beitrag gegen Antisemitismus. Diese beispielhafte Projektarbeit verbindet Vergangenheit mit Gegenwart, schafft Wissen, das über das Klassenzimmer hinauswirkt, und stärkt das Bewusstsein, dass Demokratie und Menschenwürde nicht selbstverständlich sind“, sagte Schwarz während des Besuchs.

Seit dem vergangenen Schuljahr beschäftigten sich die Jugendlichen damit, Biographien der verstorbenen ansässigen Jüdinnen und Juden zu recherchieren und Einblicke in das jüdische Leben aus der Zeit vor der mörderischen NS-Herrschaft zu bekommen. Dazu erkundeten sie vor allem die Geschichte des mehr als 300 Jahre alten, hinter einer hohen Mauer liegenden Jüdischen Friedhofs an der Sophienstraße, unmittelbar neben der Max-Beckmann-Schule. Jüdische Bestattungsriten und die Symboliken auf den Grabsteinen wurden dazu eingeordnet. „In besonderer Weise möchte ich unseren Schülerinnen und Schülern danken, die in den vergangenen 15 Monaten mit großem Engagement an unserem Projekt gearbeitet haben. Hervorzuheben ist die enge Zusammenarbeit mit Suzanne Turré vom Ortsbeirat 2 in Frankfurt, Stefanie Nathow von der Goethe-Universität und Pfarrer Daniel Fricke aus der Evangelisch Reformierten Gemeinde in Frankfurt. Das gemeinsame Wirken von Schule, Wissenschaft, Kirche und Politik war für uns alle eine große Bereicherung“, sagte der Projektleiter und zuständige Lehrer der Max-Beckmann-Schule, Benedikt Kruse. 

Das vom Ortsbeirat 2 Frankfurt am Main finanziell und ideell geförderte Forschungsprojekt betraf unter anderem die Biographien der Verstorbenen, die Symbolik der Grabsteine und den historischen Kontext. Unterstützt und wissenschaftlich begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler unter anderem von der Judaica der Universitätsbibliothek, dem Fritz-Bauer-Institut und Buber-Rosenzweig-Institut sowie dem Steinmetz des Jüdischen Friedhofs. An der Veranstaltung nahmen auch Vertreter der Stadt Frankfurt und der Jüdischen Gemeinde sowie von den beteiligten Organisationen teil.  

Die Schülerinnen und Schüler konnten durch ihre Recherchen erkennen, dass Jüdinnen und Juden im Stadtteil Bockenheim abseits der stereotypen Ressentiments von früher und heute gesellschaftlich integrierte Mitbürgerinnen und Mitbürger waren. Der Aspekt, dass sie in den Jahrzehnten vor 1933 in erster Linie deutsche Staatsbürger waren, ist zudem eine wertvolle Erkenntnis mit Blick auf die heutige multikonfessionelle Gesellschaft. Die Forschungsergebnisse sind auf der Frankfurt-History-App durch Videobeiträge der Schülerinnen und Schüler, in einer Publikation und in Form einer Gedenktafel an der Friedhofsmauer veröffentlicht.

Jüdisches Leben im Frankfurter Stadtteil Bockenheim 

Jüdisches Leben hat im Frankfurter Stadtteil Bockenheim eine lange Tradition. Bereits im 17. Jahrhundert siedelten sich jüdische Familien an. Im Jahr 1714 wurde der jüdische Friedhof in der Sophienstraße angelegt, der bis heute – mit über 300 erhaltenen Grabsteinen – ein stilles Zeugnis jüdischer Kultur und Geschichte ist. Im 19. Jahrhundert blühte die Gemeinde auf, jüdische Familien prägten das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben. Die Synagoge in der Schloßstraße war ihr religiöses Zentrum. Mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde diese lebendige Kultur brutal zerstört. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 niedergebrannt, jüdische Geschäfte geplündert, Familien entrechtet, vertrieben und ermordet. Viele Bockenheimer Jüdinnen und Juden wurden deportiert und starben in den Vernichtungslagern. 

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