Höhepunkt der Feierlichkeiten war die öffentliche Vollendung einer neuen Thorarolle – ein seltenes und symbolträchtiges Ritual, bei dem die letzten Buchstaben der Heiligen Schrift von ausgewählten Persönlichkeiten geschrieben werden.
Hessens Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, nahm an der Zeremonie und an der Fertigstellung der Thorarolle teil. „Das lebendige jüdische Leben in Hanau und überall bei uns in Deutschland ist ein unschätzbarer Teil unserer Geschichte und unserer Zukunft. Das Jubiläum der Jüdischen Gemeinde ist ein starkes Zeichen für Zuversicht und Zusammenhalt. Wir müssen mit aller gemeinsamer Kraft auch dafür sorgen, dass Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat. Es ist mir eine große Ehre, bei der Vollendung der Thorarolle mitzuwirken – einem Ritual, das die tiefe Verbindung zwischen Glauben, Gemeinschaft und Hoffnung eindrucksvoll sichtbar macht“, sagte Minister Schwarz.
Oliver Dainow, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hanau, betonte: „Die Einbringung unserer neuen Thorarolle ist ein ganz besonderer Moment und ein Ereignis von besonderer Bedeutung, das es hier zuletzt vor zwanzig Jahren zur Neugründung der Jüdischen Gemeinde nach der Shoah gegeben hat. Mit unserem Festakt und der anschließenden öffentlichen Prozession tragen wir jüdisches Leben sichtbar und selbstbewusst in die Mitte unserer Stadt. Diese Berührungspunkte und Momente der Freude sind in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor. Seit vielen Jahren beobachten wir den wachsenden Judenhass, der sich in den vergangenen Monaten in einer Weise zeigt, wie wir ihn seit Jahrzehnten nicht erlebt haben. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, sich nicht zurückdrängen zu lassen und für jüdisches Leben einzustehen!“
Hintergrund
Die Jüdische Gemeinde Hanau zählt heute etwa 200 Mitglieder und ist die einzige aktive jüdische Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis. Ihre Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Nach der Zerstörung in den Pestpogromen um 1350 und der Deportation der letzten Hanauer Juden durch die Nationalsozialisten im Jahr 1942 wurde die Gemeinde 2005 neu gegründet.
Die neue Thorarolle wurde von einem speziell ausgebildeten Sofer von Hand geschrieben – eine Arbeit, die bis zu ein Jahr dauert. Mit der öffentlichen Fertigstellung der letzten Buchstaben wird die Bedeutung des Werkes und der Gemeinschaft besonders hervorgehoben.