Schülerinnen und Schüler schwenken kleine EU-Fahnen.

Das Programm im Überblick

Das Schulentwicklungsprogramm der Hessischen Europaschulen startete 1992 und hat sich seitdem unter Berücksichtigung der jeweiligen bildungs- und geopolitischen Gegebenheiten kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell umfasst es 33 allgemein- und berufsbildende Schulen sowie ein Europa-Studienseminar für berufliche Schulen, die auf europäische Integration ausgerichtet sind. Das Programm wird vom Land Hessen gefördert und fachlich umfassend begleitet. Die im Folgenden abgebildeten fünf Programmziele beschreiben und definieren den Schul- und Unterrichtsentwicklungsauftrag und das Selbstverständnis der Hessischen Europaschulen. 

Die fünf Programmziele

Lehren und Leben demokratischer Kultur als tragende Säule der europäischen Wertegemeinschaft 

Die Hessischen Europaschulen sind demokratische und lernende Institutionen. Hier werden Werte, Haltungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das Wissen und kritische Verstehen für den Erwerb und Erhalt von Kompe tenzen für eine demokratische Kultur vermittelt und gemeinsam gelebt. Dies befähigt zur politischen Beteiligung in einem demokratischen Europa und ermöglicht verantwortungsbewusste Zukunftsentscheidungen im euro päischen und globalen Kontext, so wie es der Vertrag von Lissabon vorsieht.

 

Fördern interkultureller Kompetenz für ein Leben und Arbeiten in multikulturellen und vielfältigen Gesellschaften

Europa ist komplex, multikulturell und vielfältig. Es unterliegt im Kontext weltweiter Entwicklungen einem stetigen Veränderungsprozess. Das übergeordnete Ziel an den Hessischen Europaschulen ist die Ausbildung inter kultureller Kompetenz sowie das Bewusstmachen gelebter Vielfalt. Sprachenvielfalt, Wissen um naturwissen schaftliche und soziokulturelle Zusammenhänge sowie internationale Berufsorientierung verbinden sich hier mit vielfältigen Angeboten sozialen und kulturellen Lernens. Mittels vielfältiger Austausch- und Begegnungsprojekte wird das Bewusstsein für die Bedeutung und den Wert des europäischen Gedankens gestärkt.

Befähigen zu nachhaltigem Denken und Handeln in Verantwortung für die eigene Generation und nachfolgende Generationen

In dem Bewusstsein, dass die vielfältigen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen der Zukunft nur gemeinsam bewältigt werden können, berücksichtigen die Hessischen Europaschulen in ihren schulischen Kon zeptionen und Programmen die Grundsätze der ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN). In diesem Sinne übernehmen die Hessischen Europa schulen Verantwortung für gegenwärtige und zukünftige Generationen.

Entwerfen und Erproben innovativer Lern- und Lebensräume im Rahmen einer zukunftsweisenden Unterrichts- und Schulentwicklung

Die Hessischen Europaschulen arbeiten im Rahmen eines modernen Schulmanagements mit entsprechender Qualitätssicherung. Regelmäßiges Controlling, Evaluierungs- und Feedbackverfahren dienen der Reflexion und damit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Bildungseinrichtungen im Programm. Mit ihren alters- und lerngruppengerechten Themen, Programmen und Projekten verstehen sich die Hessischen Europaschulen als Orte der pädagogischen Innovation unter Berücksichtigung aktueller geo- und bildungspolitischer Entwicklungen.

Arbeiten in Netzwerken und Beteiligung am Erfahrungsaustausch auf nationaler und internationaler Ebene

Die Hessischen Europaschulen vernetzen sich untereinander sowie im regionalen, europäischen und globalen Kontext. Die Chancen und Möglichkeiten zum Austausch, die sich durch internationale Bildungsprogramme und Netzwerkformate unter anderem der Europäischen Union (EU), des Europarates sowie der UNESCO ergeben, werden intensiv genutzt. Dabei sind sich die Hessischen Europaschulen ihrer Multiplikationsfunktion bewusst. Sie dokumentieren ihre Erfahrungen und ihr Wissen und teilen ihr Know-how mit anderen Bildungseinrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene.

Referenzrahmen des Europarates: Kompetenzen für eine demokratische Kultur

Zur Umsetzung der fünf Programmziele implementieren die Hessischen Europaschu len seit dem Schuljahr 2024/2025 den im Auftrag des Europarats entwickelten Refe rence Framework of Competences for Democratic Culture (RFCDC). Das Kompe tenzmodell des RFCDC benennt 20 Kompetenzen, die Lernende erwerben müssen, um an einer Kultur der Demokratie mitwirken und in kulturell vielfältigen Gesellschaf ten friedlich mit anderen zusammenleben zu können. Diese Kompetenzen sind in die Bereiche Werte, Haltungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Wissen und kritisches Verstehen aufgegliedert. 

Die Hessischen Europaschulen sind europaweit die ersten Bildungseinrichtungen, die gemeinsam als Netzwerk dieses vom Europarat in Auftrag gegebene, international anerkannte Referenzinstrument gezielt in ihre Schulentwicklung einbinden.

Der Referenzrahmen soll „… die Mitgliedstaaten dabei unterstützen, mit Hilfe ihres Bildungswesens offene, tolerante und vielfältige Gesellschaften zu entwickeln“ (Refe rence Framework of Competences for Democratic Culture, Bd. 1, S. 7). Durch die Nutzung des Referenzrahmens in den Hessischen Europaschulen werden die hierfür benötigten Kompetenzen, zum Beispiel kritisches Denken und Konfliktlösungskompetenzen, bewusst wahrgenommen und gezielt weiterentwickelt. Der RFCDC bietet einen sy stematischen Ansatz zur Förderung der Kompetenzen, die benötigt werden, um aktiv an der demokratischen Kultur teilzunehmen, die Menschenrechte zu respektieren, zu fördern und zu verteidigen und an einem effektiven, angemessenen und respektvollen interkulturellen Dialog teilzuhaben.

Die internationale Ausrichtung sowie die Einbettung in ein kohärentes Konzept mit umfangreichen Handlungsanleitungen und Praxis-Tools ermöglichen zukunftsorien tierte, ganzheitliche Schulentwicklung innerhalb der Hessischen Europaschulen. Durch die Verwendung des europaweit anerkannten RFCDC wird die Vernetzung und der fachliche Austausch innerhalb des Netzwerks aber auch mit vielfältigen regiona len, europäischen und internationalen Partnerinnen und Partnern begünstigt.

Reference Framework of Competences for Democratic Culture (RFCDC)

Deutsche Ausgaben zum Download: 

Band 1: Kontext, Konzepte und Modell

https://rm.coe.int/prems-153923-deu-2508-reference-framework-vol-1-web/1680add262 

Band 2: Deskriptoren zu Kompetenzen für eine demokratische Kultur 

https://rm.coe.int/prems-154023-deu-2508-reference-framework-vol-2-web/1680add26a 

Band 3: Leitfaden zur Umsetzung 

https://rm.coe.int/prems-154123-deu-2508-reference-framework-vol-3-web/1680add26b

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