Politische Bildung im Unterricht findet aufgrund zahlreicher thematischer Anknüpfungspunkte fächerübergreifend statt, ist inhaltlich jedoch vorwiegend im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich angesiedelt. In Hessen kommt somit dem Fach Politik und Wirtschaft, das an beruflichen Schulen und an allen allgemeinbildenden Schulen bis zum Abitur durchgehend unterrichtet wird, eine besondere Bedeutung zu. In der Sekundarstufe I wurde das Fach durch eine Erhöhung der Stundenzahl an integrierten Gesamtschulen und Hauptschulen ebenfalls weiter gestärkt..
Das Fach Politik und Wirtschaft beschäftigt sich mit grundlegenden Fragestellungen und Problemen u.a. aus den Schwerpunktbereichen Gesellschaft, Demokratie und Wertevermittlung, Politik in ihren verschiedenen Umsetzungs- und Gestaltungsprozessen, Internationale Beziehungen und Konfliktanalysen, Recht und Wirtschaft. Ziel ist es, die Analyse- und Urteilskompetenz sowie das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu stärken und ihnen dadurch zu ermöglichen, als mündige Bürgerinnen und Bürger an demokratischen Prozessen und Diskussionen teilzunehmen. Dabei ist das Fach stets dem Beutelsbacher Konsens verpflichtet, welcher besagt, dass kontrovers diskutierte politische und wissenschaftliche Themen auch im Unterricht kontrovers dargestellt werden müssen. Zudem gilt das Überwältigungsverbot: die freie Meinungsbildung der Schülerinnen und Schüler darf nicht eingeschränkt werden.
Darüber hinaus sollen Kinder und Jugendliche dazu befähigt werden, in politischen Zusammenhängen subjektorientiert ihre eigenen Interessen analysieren und vertreten zu können. Auch der Beutelsbacher Konsens bewegt sich im Rahmen des Grundgesetzes. Lehrkräfte sind gerade im Sinne der Wertgebundenheit auf Basis des Grundgesetzes, der hessischen Landesverfassung und des Bildungs- und Erziehungsauftrags in der Pflicht, Äußerungen oder Handlungen, die der freiheitlich-demokratischen Grundordnung widersprechen, entsprechend zu kommentieren und die Grundprinzipien der Verfassung zu verteidigen.
In der fachlichen Auseinandersetzung mit beispielsweise Aspekten von Rechtsstaatlichkeit, Parteiendemokratie und Globalisierung ist das Aktualitätsprinzip didaktisch zentral. Ein generelles Verständnis von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen wird durch die exemplarische Behandlung aktueller Themen im Unterricht vermittelt.
Doch politische Bildung findet an hessischen Schulen nicht nur in Form des klassischen Unterrichts statt. Parlaments- und Gerichtsbesuche, Besuche von Jugendoffizieren an Schulen und Besuche bei der Truppe auf Grundlage der Kooperationsvereinbarung zwischen HKM und Bundeswehr sowie interaktive Projekte in Form von beispielsweise Planspielen (wie z.B. UNO-Planspiele) bieten praktische Möglichkeiten, Demokratie und Politik in ihrer vielfältigen Form erfahrbar zu machen. Darüber hinaus wird demokratische Wertevermittlung und Partizipation nicht nur durch Exkursionen und den Besuch außerschulischer Lernorte gestärkt, sondern auch durch Mitwirkung in der Schülervertretung und in Klassenräten.