Astrid John, Schulleiterin der Gewerblichen Schulen Dillenburg

Von der Restaurantfachfrau zur Schulleiterin: Ein ungewöhnlicher Werdegang

Führungskräfte sind nicht geboren, sondern werden gemacht: Das QSH-Programm – Qualifizierung für Schulleiterinnen und Schulleiter in Hessen – unterstützt Lehrkräfte durch gezielte Fortbildungen und Beratungsangebote auf ihrem Weg in Führungspositionen. Rund 200 neue Schulleiterinnen und Schulleiter aus ganz Hessen trafen sich im März mit Kultusminister Armin Schwarz, um sich auch über ihre verantwortungsvolle Aufgabe als Führungskräfte auszutauschen. Wie unterstützend das QSH-Programm in der Praxis wirkt, zeigt das Beispiel von Astrid John, die zu Beginn des Schuljahres kommissarisch mit der Leitung der Gewerblichen Schulen in Dillenburg beauftragt wurde. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen und gibt Tipps für Lehrkräfte, die überlegen eine Position in der Schulleitung zu übernehmen.

Frau John, was hat Sie ursprünglich dazu motiviert, in die Bildung zu wechseln?

„Während meiner Ausbildung zur Restaurantfachfrau hatte ich die Möglichkeit, Berufsschule zu erleben. Der spannende Mix aus Theorie und Praxis hat mich sofort angesprochen. Dabei spielten natürlich auch Lehrkräfte, die ich dort erlebt habe, eine große Rolle. Nach meiner Weiterbildung zur Restaurantmeisterin stand der Entschluss fest, die berufliche Bildung als Profession anzustreben.“

Welche der vier QSH-Phasen haben Sie durchlaufen und wie haben Sie diese erlebt?

„Die erste Berührung mit QSH hatte ich vor acht Jahren als Vertreterin meiner damaligen Abteilungsleitung. Ich habe zur Unterstützung die Fortbildung ‚QSH Vor Amt – Mittlere Führungsebene‘ durchlaufen. Diese Fortbildung war für mich sehr wichtig im Übergang ‚von der Kollegin zur Vorgesetzten‘ zur Rollenklärung. In der Folge habe ich das Klärungsseminar Schulleitung durchlaufen. Dort fanden Simulationen von typischen Situationen des Schulleitungshandelns statt, wie konfliktreiche Mitarbeitergespräche, das Sortieren und Bearbeiten eines umfangreichen Posteingangs und das Halten einer Rede vor einem großen Publikum. Am Ende konnte man die eigene Performance mit einer erfahrenen Führungsperson reflektieren, was sehr wertvoll war. 

In der umfangreichen Fortbildung ‚QSH Vor Amt – Schulleitung‘ gab es Übungen zur Kommunikation und Leitung, lernwirksame Führung, Qualitätssicherung und Gestaltung von Veränderungsprozessen, aber auch Planspiele zum Schulbudget und praxisnahe Fälle zum Bearbeiten im Themenkreis Schulrecht. Allen Fortbildungen war gemeinsam, dass sie gleichzeitig herausfordernd und unterstützend waren, und eine gut investierte Zeit.“

Welche Themen des Programms fanden Sie besonders hilfreich für Ihre tägliche Arbeit und warum?

„Besonders gut fand ich die Übungen zu Kommunikation und Schulentwicklung/Veränderungsprozessen an Schule, ich nutze viele der Inputs heute in meiner Arbeit. Auch von den Erfahrungen eines langjährigen Schulleiters, der unsere Gruppe in Schulrecht betreut hat, profitiere ich sehr.“

Welche Herausforderungen in Ihrer Rolle als Schulleiterin konnten Sie dank des Programms besser bewältigen?

„Dazu zählen auf jeden Fall die vielen, oft auch konfliktträchtigen Gespräche, die man als Schulleiterin führt. Die positive Haltung gegenüber den Gesprächspartnern ‘ich bin ok – du bist ok‘ hilft dort sehr oft weiter. Was mir sehr viel Druck genommen hat, war außerdem die Erkenntnis, dass man bei Veränderungsprozessen nicht jede einzelne Person mitnehmen kann, das aber für den Erfolg gar nicht der Maßstab ist.“

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Schulgemeinschaft und Ihrem Kollegium?

„Ich schätze das große Engagement meines Kollegiums, das sich über das Verpflichtende hinaus für die Schülerinnen, Schüler und Studierenden einsetzt. Die gegenseitige Unterstützung und die vielen Ideen aus dem Kollegium sind ein wertvoller Schatz. Zudem bereichert unsere sehr aktive Schülervertretung die Schulgemeinschaft enorm.“

Wie motivieren Sie sich selbst in herausfordernden Zeiten?

„Ich spreche mit meinem Stellvertreter, Kolleginnen und Kollegen, den Damen in der Verwaltung, oder ich schlafe am Wochenende mal richtig aus. Das hilft immer.“

Welche Tipps haben Sie für Lehrerinnen und Lehrer, die eine Schulleitungsposition in Betracht ziehen?

„Probieren Sie sich zunächst in kleineren Führungsaufgaben aus, wie der Leitung von Arbeitsgruppen oder der Unterstützung bei Stunden- und Prüfungsplanung. Auch die Übernahme von Tagesordnungspunkten in Konferenzen hilft, die eigene Eignung zu prüfen. Parallel ist das Wahrnehmen von Fortbildungen wie z.B. QSH sehr zu empfehlen. Außerdem sollte man das Gespräch mit seinen Vorgesetzten suchen und sich beraten lassen, aber auch die Dezernenten des Staatlichen Schulamts und die Frauenbeauftrage sind hierfür eine gute Adresse.“

Beratung und weitergehende Informationen erhalten Interessentinnen und Interessenten bei der Hessischen Lehrkräfteakademie: Qualifizierung schulischer Führungskräfte | Lehrkräfteakademie.hessen.deÖffnet sich in einem neuen Fenster