Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen

Bildungsminister Schwarz besucht Familienklasse in Wetzlar

Nicht immer verläuft die Schullaufbahn von Kindern und Jugendlichen reibungslos. Kommen familiäre Schwierigkeiten und unsichere Lebensverhältnisse hinzu, kann das zu besonderen Herausforderungen führen. Oft sind junge Menschen dann nicht in der Lage, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden. Sie haben Probleme beim Lernen und im sozialen Miteinander. Um diese Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern in solchen Situationen noch mehr zu unterstützen, gibt es seit vielen Jahren in Hessen die sogenannten Familienklassen, die schulische Förderung und die Maßnahmen der Jugendhilfe vor Ort zusammenführen. Bildungsminister Schwarz besuchte am heutigen Mittwoch eine der derzeit 45 hessenweit angebotenen Familienklassen an der Dahlheimschule in Wetzlar und tauschte sich mit den Beteiligten aus. „Unter Einbeziehung und Beteiligung des Elternhauses lassen sich die Veränderungsprozesse langfristig und nachhaltig für das Kind in der Schule positiv gestalten. Wenn Kinder und Eltern erleben, dass sie ihre Probleme erfolgreich lösen können, erfahren sie damit Selbstwirksamkeit, werden gestärkt und können lernen, ihr Leben nachhaltig zu meistern“, sagte Schwarz.

Einmal in der Woche mit Multifamilientrainern und Förderlehrkräften

Das integrative Projekt besteht in Wetzlar zwischen Familie, Schule, dem regionalen Beratungs- und Förderzentrum und dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf Hessen. Weitere Kooperationspartner für die Umsetzung der Familienklasse in der Dalheimschule sind der Lahn-Dill-Kreis und die Stadt Wetzlar. Aufgenommen werden schulpflichtige Kinder, die aufgrund ihres herausfordernden Verhaltens Unterstützung brauchen, um ihren Schulalltag zu bewältigen. Die Grundüberzeugung ist, dass sich unter Einbeziehung und Beteiligung des Elternhauses die Veränderungsprozesse langfristig und nachhaltig für das Kind in der Klasse positiv gestalten lassen. Einmal wöchentlich verbringen die Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten gemeinsam mit ihren Kindern einen Schultag in der Familienklasse. Begleitet und angeleitet werden sie dabei von einer Lehrkraft (Förderlehrkraft oder sozialpädagogische Fachkraft) sowie einer Multifamilientrainerin beziehungsweise einem Multifamilientrainer.

Auf Augenhöhe miteinander umgehen

Im Rahmen des Unterrichts in der Familienklasse werden Schwierigkeiten und Probleme – insbesondere im Arbeits- und Sozialverhalten – gemeinsam mit den Eltern und Kindern angegangen. Als „Expertinnen und Experten“ ihrer eigenen Situation werden Eltern und Kinder darin unterstützt, für ihre Herausforderungen selbst Lösungen zu finden. Durch den Austausch im geschützten Rahmen der Gruppe der anderen Eltern und Kinder können Lösungsansätze auch gemeinsam entstehen. Auf Augenhöhe miteinander umzugehen, das eigene Verhalten zu reflektieren, die Perspektive zu wechseln, sich gegenseitig zu unterstützen und freundschaftlich Kritik zu üben – das ist das zentrale Vorgehen in den Familienklassen. Wenn Kinder und Eltern erleben, dass sie ihre Probleme erfolgreich lösen können, erfahren sie damit Selbstwirksamkeit, werden gestärkt und können lernen, ihr Leben nachhaltig zu meistern.

Die Multifamilientrainerin oder der Multifamilientrainer moderiert, unterstützt und berät die Gruppe und die einzelnen Mitglieder der Gruppe. Die Lehrkraft, Förderlehrkraft oder sozialpädagogische Fachkraft ist für die Vermittlung des regulären Lerninhaltes zuständig. Dieser Lerninhalt wird für jedes Kind individuell von der zuständigen Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer der Regelklasse in einem Lernplan für die Zeit in der Familienklasse zusammengestellt. Die Teilnahme in der Familienklasse ist auf einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten angelegt. Den Unterricht an den restlichen vier Wochentagen verbringen die Schülerinnen und Schüler in ihren Regelklassen.

Die Familienklasse verfolgt folgende Ziele:

  • Das Kind lernt, den Schulalltag in der Stammklasse zu meistern.
  • Das Kind wird aktiv unterstützt, um die individuellen Lernziele zu erreichen.
  • Die Erziehungskompetenz der Eltern wird gestärkt.
  • Die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird gestärkt.
  • Die Kooperation zwischen Eltern, Kind und Schule verbessert sich nachhaltig.
  • Die sozialen Kompetenzen des Kindes wachsen.