In einer komplexen und immer digitaleren Welt müssen gerade junge Menschen lernen, kluge und eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Auch die Finanz- und Verbraucherbildung an Schulen ist daher ein wichtiger Bestandteil einer zeitgemäßen Allgemeinbildung. Die Bedeutung solchen Wissens zeigt sich in beunruhigenden Studienergebnissen wie in der Erhebung „Jugend in Deutschland 2025“, wonach ein Fünftel der 14- bis 29-Jährigen verschuldet ist.
Die Landesregierung stärkt daher gezielt die Kompetenzen von Jugendlichen im Umgang mit den eigenen Geldmitteln an den Schulen. Dies haben Bildungsminister Armin Schwarz und Finanzminister Prof. Dr. Alexander Lorz beim Tag der Finanz- und Verbraucherbildung der Brühlwiesenschule in Hofheim (Berufsschule) an diesem Montag betont. An dem Termin nahm auch der Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen, Philipp Wendt, teil. Unterstützt wurde die Veranstaltung auch vom Präsidenten der Hauptverwaltung in Hessen der Deutschen Bundesbank, Dr. Ulf Slopek.
Mit einem erweiterten Fortbildungsangebot für Lehrkräfte, einer neuen Handreichung mit praxisorientierten Beispielen und Materialien für den Unterricht und der Entwicklung einer neuen digitalen Applikation für Schülerinnen und Schüler soll die Finanz- und Verbraucherbildung intensiviert werden.
Finanzkompetenz als Schlüssel zur Selbstständigkeit
Bildungsminister Schwarz: „Wir wollen junge Menschen nicht nur auf die Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt vorbereiten, sondern ihnen das Rüstzeug mitgeben – unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund. Sie sollen selbstbestimmte und mündige Bürgerinnen und Bürger unserer Gesellschaft werden und verantwortungsvoll am ökonomischen Leben teilnehmen. Ein gutes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge ist für eine selbstständige Lebensführung notwendig.“
Finanzminister Lorz: „Starke Finanzkompetenzen dürfen kein Luxus oder vom Elternhaus abhängig sein, denn sie sind Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe, finanzielle Freiheit und Sicherheit. Unser Hessenmonitor hat jedoch gezeigt, dass der Umgang mit Geld für viele junge Menschen mit Unsicherheit und Stress verbunden ist. Das wollen wir nachhaltig ändern. Deshalb sind wir Vorreiter bei der Finanzbildung. Dazu gehört auch, dass wir noch mehr finanzielles Know-how in Hessens Klassenzimmer bringen.“
Praxisnähe im Unterricht wird ausgebaut
Lorz fügte an, dass Schülerinnen und Schüler altersgerecht informiert werden wollten und ihnen gezeigt würde, dass die Auseinandersetzung mit Geld Spaß machen und zu ihrer Selbstständigkeit beitragen könne. „Dabei helfen bereits unsere FRESCH-Teams mit Kolleginnen und Kollegen aus den Finanzämtern. Sie besuchen Schulen oder die Schulen besuchen sie. So wird lebensnahes Wissen zu Steuern unkompliziert vermittelt. Dieses Angebot wollen wir noch stärker bewerben. Über 200 dieser Besuche gab es bereits im laufenden Jahr.“
In Workshops zur Finanzbildung wurden die Jugendlichen an der Brühlwiesenschule unter anderem von der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Rentenversicherung, der Schufa, dem FRESCH-Team Hofheim (Finanzverwaltung unterrichtet Schülerinnen und Schüler) und der Verbraucherzentrale Hessen über Versicherungen, digitale Bezahlmethoden beim Online-Einkauf, Steuern, Rente und Kredite tiefgehend informiert.
Finanzbildung ist Gemeinschaftsaufgabe
Finanzbildung und Verbraucherschutz sind an Schulen keine Einzelaufgabe, sondern durchziehen viele Fächer – von Politik und Wirtschaft über Arbeitslehre bis hin zu Deutsch, Mathematik, Geschichte und Geographie. An weiterführenden Schulen ist Politik und Wirtschaft als Leitfach der ökonomischen Bildung etabliert – sowohl an allgemeinbildenden als auch an beruflichen Schulen. Die Schülerinnen und Schüler werden hier befähigt, ihre eigene ökonomische Situation zu analysieren, Angebote – sei es bei Konsumgütern oder Finanz- und Versicherungsdienstleistungen – kritisch zu hinterfragen und als mündige Verbraucherinnen und Verbraucher fundierte Entscheidungen zu treffen.
Kooperation verschiedener Partner stärkt Bildung
Philipp Wendt: „Der Tag der Finanz- Verbraucherbildung ist ein bundesweit einzigartiges Beispiel für eine gelingende Kooperation zwischen Schulen, der Verbraucherzentrale Hessen und anderen unabhängigen Partnern wie der Deutschen Bundesbank oder der Deutschen Rentenversicherung. Neben den wirtschaftlichen Zusammenhängen ist die Vermittlung von grundlegenden Rechten als Verbraucherin und Verbraucher wesentlicher Bestandteil der Verbraucherbildung. Dies schützt zum Beispiel vor Betrugsmaschen oder aufgedrängten Verträgen und hilft den Menschen, ihr Geld beisammen zu halten.“
Dr. Ulf Slopek: „Die Deutsche Bundesbank hat ein großes Interesse daran, Geld und Geldpolitik zu erklären. Denn die Geldpolitik braucht das Vertrauen der Menschen, um erfolgreich zu sein. Und dieses Vertrauen kommt von Verstehen. Deshalb engagiert sich die Bundesbank-Hauptverwaltung in Hessen schon lange in der ökonomischen Bildung, zum Beispiel an Schulen oder in der Fortbildung von Lehrkräften. Eine starke ökonomische Bildung braucht das gemeinsame Engagement verschiedener Akteure. Das macht der Tag der Finanz- und Verbraucherbildung deutlich.“