Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz hat dem international angesehenen Kunstexperten und Kunstsammler Adrian Hubert Koerfer aus Bad Homburg heute das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für sein Wirken in der Aufklärung des Missbrauchs an der Odenwaldschule überreicht. Während der feierlichen Verleihung in der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden erklärte Lorz: „Unter Opfern sexueller Gewalt gibt es eine enorme Dunkelziffer. Umso wichtiger ist es, dass Menschen wie Adrian Hubert Koerfer da sind, die Betroffenen eine Stimme geben, ihnen Mut machen und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind.“
Nach dem Besuch der Primärschule in der Schweiz wechselte Herr Koerfer im Jahr 1968 an die Odenwaldschule im hessischen Heppenheim, die er im Jahr 1975 mit dem Abitur verließ. Danach studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München und absolvierte eine Ausbildung zum Vertragsbuchhändler in Stuttgart. Anschließend studierte er bis zum Jahr 1984 Germanistik und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und an der Technischen Universität Berlin. Er ist verheiratet und heute in der Immobilienbranche tätig.
Wissenschaftliche und journalistische Aufarbeitung der Vorgänge
Herr Koerfer entschloss sich im Jahr 2010 zu einem mutigen wie bedeutsamen Schritt, indem er sich während des Bekanntwerdens der Verbrechen öffentlich als Opfer sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule bekannte. Er begleitete die damaligen Recherchen und löste weitreichende und noch immer andauernde Aufarbeitungsprozesse mit aus. Mit ungeheurer Intensität und Kraft setzte er sich dafür ein, dass Mitglieder des damaligen Trägervereins der Odenwaldschule diesen verlassen mussten, da sie erste Hinweise auf sexuelle Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule bagatellisiert hatten und ihnen nicht nachgegangen waren beziehungsweise keine Bereitschaft zeigten, sich mit den Vorkommnissen und deren Aufarbeitung auseinanderzusetzen. Er brachte sich aktiv in den Aufklärungsprozess ein, trat an die Politik und Wissenschaft heran. Vielfältige Maßnahmen und Forschungsprogramme wurden auf seine Initiativen hin ins Leben gerufen. Sein Wirken in zahlreichen Initiativen gibt nicht nur Opfern eine Stimme, sondern dient Betroffenen auch als Vorbild, ihre eigene Stimme zu erheben.
Darüber hinaus förderte Herr Koerfer die wissenschaftliche und journalistische Aufarbeitung der Vorgänge an der Odenwaldschule und stellte sich in seinem Bemühen um Aufklärung in zahlreichen Interviews und Fernsehauftritten einer breiten Öffentlichkeit. Hierbei begegnete er teils kontroverse Diskussionen mit einer ungläubigen und skeptischen Gesellschaft über Verantwortung, Schuld und institutionellem Versagen mit Augenmaß und Souveränität.
Mutiges Vorbild, das nachhaltig den gesellschaftlichen Diskurs mitprägt
Sein Ziel war und ist es bis heute, die Situation Betroffener sexueller Gewalt zu verbessern und die Aufarbeitung sexueller Übergriffe in der Vergangenheit sowie den notwendigen öffentlichen Diskurs zum Thema sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu fördern. Unermüdlich verwendet er seine Energie darauf, den Betroffenen Gehör in Politik und Gesellschaft zu verschaffen, Hilfen zu verbessern, ihr Leid anzuerkennen und sich gegen stereotype Opferbilder und Stigmatisierungen in der Gesellschaft einzusetzen. Gerade auch wegen seiner eigenen schweren Missbrauchserfahrung ist seine ausgeprägte Dialogbereitschaft besonders hervorzuheben. Der außergewöhnliche und unermüdliche Einsatz sowie das beispielgebende Wirken von Adrian Hubert Koerfer wird durch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt.
„Adrian Hubert Koerfer ist ein mutiges Vorbild, das nachhaltig den gesellschaftlichen Diskurs mitprägt. Sich trotz der eigenen traumatischen Erfahrungen dermaßen selbstlos in der Öffentlichkeit für andere einzusetzen, macht ihn zu einer Schlüsselfigur in einem schmerzhaft nötigen gesellschaftlichen Veränderungsprozess. Damit hat er sich die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland redlich verdient“, hielt der Minister abschließend fest.