Der 9. November ist ein Schicksalstag der jüngeren Geschichte und verbindet mit der Ausrufung der Republik 1918, der Pogromnacht 1938 und dem Fall der Berliner Mauer 1989 traurige wie freudige Wegmarken deutscher Geschichte und Erinnerungskultur. Im Vorfeld der heutigen Gedenkstunde der Jüdischen Gemeinde Frankfurt in der Westend-Synagoge anlässlich der 83. Wiederkehr der Pogromnacht erklärte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz: „Jahr für Jahr stellen wir uns der Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des 9. November 1938, und Jahr für Jahr gedenken wir der Opfer in Hessen und an zahlreichen weiteren Orten in Deutschland. Es ist eine ebenso ehrenvolle wie traurige Pflicht, die wir erfüllen: Die historische Verantwortung hält uns mahnend dazu an, nicht nur heute, sondern im Grunde genommen Tag für Tag für den Erhalt jüdischen Lebens einzustehen.“
„Indem wir der Opfer der schrecklichen Ereignisse des 9. November 1938 gedenken, erkennen wir an, dass es eine Wunde gibt, die sichtbar bleiben wird“, ergänzte der Minister. Mehr noch als der Verlust und die Beschädigung von Gebäuden schmerze bis heute der Verlust der Menschen, die in dieser Nacht und in den darauffolgenden Jahren auf verbrecherische Art und Weise ihr Leben verloren hätten. Eine jede und ein jeder müsse sich die Frage stellen: Was könne er oder sie tun, um gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens einzutreten. „Angesichts einer in erschreckendem Maße zunehmenden Zahl antisemitischer Gewalttaten und Vorfälle gilt es wachsam zu bleiben und jeder Tat mit aller Konsequenz entgegenzutreten.“ Denn nicht erst die Summe dieser Taten sei skandalös, sondern jede einzelne. „Es kann und darf keine Toleranz geben für Antisemitismus“, unterstrich Lorz.
Deshalb messe Hessen der Wertevermittlung und Demokratieerziehung an seinen Schulen einen hohen Stellenwert bei. Besonders im Umgang mit antisemitischen Äußerungen bestehe Handlungsbedarf. Der vor einiger Zeit veröffentlichte Antisemitismuserlass reagiere darauf und gebe Schulen Hilfestellungen im Umgang mit religiös motivierter Diffamierung, betonte Lorz. Einen weiteren Baustein bilde das Präventionsprojekt „Netzwerk-Lotsen“, das Lehrkräfte, Schulleitungen, Schulsozialarbeiter sowie Schulpsychologen in die Lage versetze, bei Anzeichen von Antisemitismus und Extremismus zeitnahe Unterstützung zu vermitteln. „Die wechselvolle Geschichte Deutschlands macht deutlich, dass wir den Feinden der Demokratie wirksam entgegentreten müssen. Schule als gesellschaftlich neutrale Instanz und Bildungsstätte kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten“, hielt der Kultusminister abschließend fest.