Prävention Rechtsextremismus

Im Hinblick auf die Bekämpfung von Rechtsextremismus können unter anderem folgende vom Land angebotene oder geförderte Projekte für Schulen Unterstützung sein.

Um Lehrkräfte im Umgang mit antidemokratischen Positionen zu stärken, hat das Hessische Kultusministerium die Handreichung „Grundrechtsklarheit, Wertevermittlung, Demokratieerziehung“ für alle hessischen Lehrkräfte herausgegeben und am 30. September 2022 einen Demokratiebildungskongress für Lehrkräfte und Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst veranstaltet. In der Handreichung finden sich neben allgemeinen Informationen zur grundrechtsorientierten Demokratieerziehung auch konkrete Hinweise zum Umgang mit Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Schule sowie anderen, potentiell konfliktreichen Unterrichtssituationen, Empfehlungen für den pädagogischen Umgang, passgenaue Unterrichtsmaterialien sowie die entsprechenden gesetzlichen Rechtsgrundlagen.

In dem Kooperationsprojekt „Netzwerk-Lotsen Antisemitismus-/ Extremismusprävention“ des Hessischen Kultusministeriums und des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport werden hessenweit Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter unter anderem im Bereich „Prävention Rechtsextremismus“ geschult. Im Schulalltag agieren sie konkret bei Fragen und Konfliktfällen im Kontext extremistisch oder antisemitisch motivierten Verhaltens und kennen die relevanten Beratungsstellen.

Schulen stehen die Angebote der Präventionsabteilung des Landesamtes für Verfassungsschutz Hessen zur Verfügung. Diese umfassen Beratungsleistungen in konkreten Fällen (beratende Prävention) und zielgruppenorientierte Sensibilisierungsveranstaltungen (aufklärende Prävention) über alle extremistischen Phänomenbereiche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Rechtsextremismus (KOREX) stehen als Ansprechpartner für den Phänomenbereich Rechtsextremismus zur Verfügung.

Lehrerinnen und Lehrer sind in ihrer Rolle als Multiplikatoren im Bereich der Jugendbildung eine der wichtigsten Zielgruppen der Präventionsarbeit des LfV Hessen. Seit 2009 ist das LfV Hessen durch die Hessische Lehrkräfteakademie als Anbieter von Fortbildungen akkreditiert. Das Fortbildungsangebot kann über die Staatlichen Schulämter oder auch von einzelnen Schulen – etwa im Rahmen von pädagogischen Tagen – wahrgenommen werden. Das Angebot richtet sich grundsätzlich an Lehrkräfte; Präventionsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler finden nur auf Anfrage von Schulen und bei anlassbezogenen Maßnahmen statt. In Einzelfällen tritt das LfV Hessen auch proaktiv an die Schulen heran und unterbreitet sein Präventionsangebot.

IKARus wurde 2002 im Hessischen Landeskriminalamt mit dem Ziel eingerichtet, rechtsextremistische Karrieren zu beenden und ausstiegswillige Personen bis zum Ende des Ausstiegsprozesses zu begleiten. Flankierend zur individuellen Ausstiegsbetreuung wird IKARus im erweiterten Umfeld der betreuten Personen (z. B. Schulen, Jugendhilfe, Vereine) bei Bedarf informierend, aufklärend und beratend tätig mit dem Ziel der Sensibilisierung und Kompetenzbildung im Umgang mit dem Phänomen Rechtsextremismus. Die individuelle Begleitung erfolgt bedarfsorientiert durch eine fachbezogene Einbindung der Sicherheitsbehörden, der Justiz, der Sozial- und Jugendämter, der Schulen, der Beratungseinrichtungen und weiterer relevanter Stellen. Besonders hervorzuheben ist, dass IKARus inzwischen nicht mehr nur reaktiv, sondern bei in Frage kommenden Szenepersonen auch proaktiv, also aus eigener Initiative „aufsuchend“, tätig wird, um bekannte Rechtsextremisten anzusprechen.

Das Angebot des Programms „Rote Linie – Hilfen zum Ausstieg vor dem Einstieg“ umfasst zwei Säulen: erstens Beratung und Begleitung, zweitens Informations- und Fortbildungsveranstaltungen. Das Programm versucht insbesondere zu verhindern, dass Jugendliche mit zunächst diffuser rechter Orientierung die „rote Linie“ zum organisierten Rechtsextremismus überschreiten. Die Arbeit erfolgt z. B. gemeinsam mit Eltern, Lehrerinnen und Lehrern oder Ausbilderinnen und Ausbildern. Gezielte und sensible Ansprachen, Grenzsetzungen sowie Beziehungsangebote können dazu beitragen, den Einstiegsprozess in die rechte Szene zu unterbrechen.

Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport hat in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium und der Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien den Schulungs- und Lehrfilm „RADIKAL“ herausgegeben. Der Film ist für die Präventionsarbeit mit jungen Menschen (etwa ab 14 Jahren) geeignet und spricht sie auf Augenhöhe an. Es werden Radikalisierungsprozesse in den Phänomenbereichen „Linksextremismus“, „Rechtsextremismus“ und „Islamismus/Salafismus“ thematisiert.

Zur Unterstützung der Präventionsarbeit mit jungen Menschen befindet sich umfangreiches Begleitmaterial auf der DVD, das sich sowohl an die Zielgruppe wie auch an die Präventionsakteure richtet und Arbeitsblätter, Informationen zu den Themen Extremismus und (virtuelle) Radikalisierung sowie Hinweise auf einschlägige (hessische) Beratungsstellen bereithält.

Der Film steht im Format einer DVD mit Untertitelfassungen in deutscher, englischer und französischer Sprache zur Verfügung und wurde im August 2017 im Rahmen des Filmfestivals „Shorts at Moonlight“ als bester Kurzfilm der „Region Frankfurt-RheinMain“ ausgezeichnet.

Einige  Exemplare der DVD können noch über das Hessische Kultusministerium bezogen werden: Beate.Halfpaap@kultus.hessen.de

Das Projekt „united“ des Trägers Creative Change e. V. sensibilisiert Kinder und Jugendliche für Rechtsextremismus, um diesem sowohl präventiv als auch intervenierend entgegenwirken zu können und einen vorurteilsfreien Umgang untereinander zu ermöglichen. In Aktionstagen wird themenbezogenes Wissen vermittelt. Durch partizipatives Theater werden Themen wie "Identität" und "Umgang mit Populismus" bearbeitet. Interaktive Theaterstücke zeigen unterschiedliche Formen von fremdenfeindlicher Diskriminierung und verdeutlichen, wo Rassismus beginnt. Durch einen zielgruppenorientierten, theaterpädagogischen Ansatz können die Teilnehmenden gemeinsam Lösungsstrategien für herausfordernde Situationen entwickeln und erproben. So erweitert sich ihr Handlungsrepertoire. Ein begleitendes E-Learning-Programm unterstützt das Projekt in seiner Nachhaltigkeit während und nach den Aktionstagen. Creative Change steuert demokratiefeindlichen und diskriminierenden Einstellungen unter anderem an Schulen entgegen.

Das in Marburg ansässige Demokratiezentrum Hessen fungiert als Geschäftsstelle des „beratungsNetzwerks hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“, das ein umfangreiches Angebot zur Verfügung stellt, um demokratische Strukturen zu stärken, Rechtsextremismus und Salafismus vorzubeugen sowie Betroffenen Hilfe zu geben. Dem Beratungsnetzwerk gehören zahlreiche Mitglieder unterschiedlicher staatlicher, nichtstaatlicher und kirchlicher Institutionen, Organisationen, öffentlicher und freier Träger aus Hessen an, die es sich gemeinsam zur Aufgabe gemacht haben, Beratung bei Konfliktsituationen mit rechtsextremistischem, fremdenfeindlichem und antisemitischem Hintergrund vor Ort anzubieten. Außerdem werden entsprechende Präventionsprogramme angeboten. Die Teams des Netzwerks beraten hessenweit Schulen, Eltern, Familienangehörige, Kommunen, Vereine und weitere Hilfesuchende.

Beim Demokratiezentrum Hessen können Schulen darüber hinaus die mobile Ausstellung „RECHTSaußen – MITTENdrin? Rechtsextremismus: Erscheinungsformen und Handlungsmöglichkeiten“ kostenfrei ausleihen. Die Ausstellung gibt unter anderem auch Antworten auf die Fragen „Was ist Rassismus?“ und „Wie zeigt sich Antisemitismus?“

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