Alle Kinder und Jugendliche sind grundsätzlich motiviert zu lernen und haben das Bedürfnis, sich in ihrer Lernumgebung gut und gesund zu entwickeln. Viele von ihnen bringen Stärken mit, um den Herausforderungen des schulischen Alltags kreativ begegnen zu können. Das Lernen kann jedoch lediglich dann für alle Schülerinnen und Schüler gerecht gestaltet werden, wenn auch Lernvoraussetzungen für diejenigen Schülerinnen und Schüler in den Fokus gestellt werden, die aufgrund ihrer Lebensbedingungen schwere Belastungen und lebensbedrohliche Erfahrungen bewältigen müssen. Krisen und Konflikte haben direkte und tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche Unversehrtheit, das Wohlbefinden und die Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Manchmal reichen ihre persönlichen Ressourcen nicht mehr aus, um durchgängig psychisch stabil zu bleiben. Die Auswirkungen der Pandemiemaßnahmen machen noch mehr deutlich, wie wichtig es ist, besonders im schulischen Rahmen die Schnittstelle zwischen den Bildungszielen und der Gesundheitsförderung gemeinsam zu gestalten.
Die hessische Schulpsychologie fungiert mit ihrer Profession genau an dieser Schnittstelle und unterstützt vulnerable Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte. Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen (KSH) und International Rescue Committee (IRC) Deutschland wurden die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen im Bereich Migration und Flüchtlingsberatung landesweit in der Anwendung des Healing-Classrooms-Programms ausgebildet. Dieses beinhaltet Ansätze zur Implementierung von Resilienzförderung und psychosozialer Unterstützung von Schulklassen mit zugewanderten Kindern und Jugendlichen unter besonderer Berücksichtigung schulpsychologischer Kompetenzen im interkulturellen Kontext. Im Fokus steht die Gestaltung eines anerkennenden und Resilienz fördernden Umfeldes in der Schule, welches Schülerinnen und Schüler, aber auch pädagogische Fachkräfte entlastet und die Selbstwirksamkeit aller stärkt.
Das Konzept Healing Classrooms von IRC stützt sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse über toxischen Stress, welcher durch langanhaltende Belastungen entsteht und dadurch schädigende Auswirkungen auf die neuronale und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben kann.
Auf Basis der drei folgenden Elemente im Healing-Classrooms-Ansatz können diese negativen Effekte gemildert werden:
- Stabilisierendes Umfeld: Die Bereitstellung einer sicheren und unterstützenden Lernumgebungund Unterstützung der Lehrkräfte bei ihrer eigenen Stressbewältigung
- Sozio-Emotionales-Lernen (SEL): Die Unterstützung und explizite Stärkung der sozio-emotionalen Kompetenzen
- Achtsamkeit: Hilfe für Schülerinnen und Schüler, um sich zu entspannen und zu konzentrieren